Hochwasserkatastrophe
Artikel vom 17. August 2010
Hochwasserkatastrophe im Spree-Neißekreis
Bewegende und anstrengende Stunden im Hochwassereinsatz liegen hinter uns
Feuerwehrangehörige aus dem gesamten Landkreis standen innerhalb weniger Stunden an Neiße und Spree bereit, um gemeinsam den Kampf gegen die bedrohlichen Wassermassen aufzunehmen. Großes wurde von ihnen geleistet - zum Teil unter sehr schweren Bedingungen.
Dieser kleine Rückblick über die vergangenen Tage soll nicht als Fehleranalyse zu verstehen sein.
Dies versuchten bereits Rundfunk, Presse und Politik in unterschiedlicher Qualität.
Als Einsatzleiter -direkt an der Neiße- im Bereich Klein Bademeusel möchte ich euch meine Eindrücke vom Ereignisort schildern.
Gegen 10:00 Uhr wurde ich durch die Kat.-Schutz-Leitung (KSL) des Landkreises zur Einsatzstelle Klein Bademeusel geschickt. Beim Eintreffen erwarteten mich schon besorgte Einwohner. Sofort war mir klar, dass die Situation ein schnelles und besonnenes Handeln forderte.
Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei sowie Sandsäcke waren bereits vor Ort, was noch fehlte war Sand. Diese Meldung leitete ich in die KSL, als der Bürgermeister von Forst (Lausitz) Herr Dr. Goldschmidt sich Vorort über die Lage informierte. Schnell griff er selbst zum Handy und sprach mit ortsansässigen Firmen und forderte Unterstützung an.
Die gleichzeitigen Bemühungen von Bürgermeister und KSL führten nach kurzer Zeit zum gewünschten Erfolg.
Feuerwehr, Polizei, ortsansässige Firmen, Helfer und Einwohner von Klein Bademeusel verfolgten nur noch ein Ziel: der Damm im Bereich zwischen Autobahn und Klein Bademeusel musste erhöht und gesichert werden.
Der Wasserpegel der Neiße stieg jede Stunde um 10 cm, aber so wie der Wasserstand stieg wurde auch die Dammkrone erhöht.
Menschen, die sich noch nie gesehen hatten, wurden gemeinsam zu Helfern in der Not.
Sie arbeiteten Hand in Hand. Sandsäcke wurden gefüllt und auf eine Entfernung von ca. 400m auf frisch gepflügtem Acker zum Damm gebracht.
Trotz aller Bemühungen den Damm zu sichern, konnte ein Überfluten nicht verhindert werden.
Alle Einsatzkräfte wurden aufgefordert, die Gefahrenstelle zu verlassen.
Gleichzeitig wurde die Unterführung der Autobahn mit Sandsäcken verschlossen und die Evakuierung von Klein Bademeusel durchgeführt.
Als Schutzmaßnahme sollte der Bereich vor der Autobahn auf einer Fläche von ca. 60 Hektar geflutet werden, um eine Entlastung für den Damm in Klein Bademeusel zu erreichen.
Dies hätte aber eine stärkere Hochwassergefährdung für die Ortschaft Bahren im Amt Döbern -Land bedeutet. Eine sehr schwere Entscheidung.
Als die Vorbereitungen dieser Maßnahmen abgeschlossen waren, trafen der Ministerpräsident Matthias Platzeck und Umweltministerin Frau Anita Tack mit vielen anderen Persönlichkeiten unserer Landesregierung ein. Sie informierten sich über die Lage vor Ort, sprachen den Einsatzkräften ihre Anerkennung aus und eilten zur nächsten Einsatzstelle.
Bange Stunden über die Lage an der Neiße standen den Einsatzkräften bevor, ehe es Entwarnung gab.
Der Wasserstand stieg seit einer Stunde nicht mehr. Wir entschieden gemeinsam mit den Fachleuten der Wasserbehörden den aufgeweichten Deich landseitig zu verstärken.
Die Gefährdung für die Stadt Forst durch das Hochwasser wurde aufgehalten, durch das emsige Bemühen von Menschen, von Helfern, die so etwas vielleicht das erste Mal erlebt haben.
Man kann solche Momente nicht mit Worten beschreiben. Vor mir standen Einsatzkräfte, die mit ihren Kräften buchstäblich am Ende waren. Ich sah am Morgen in Gesichter der Einwohner von Klein Bademeusel, die nicht genau wussten, was sie in ihrem persönlichen Zuhause erwartet. Umso größer war die Freude darüber, dass ihr Ort Klein Bademeusel nicht überschwemmt wurde.
Heute sind die großartigen Helfer wieder in ihren Alltag zurückgekehrt.
In der breiten Öffentlichkeit wird das Hochwasser bald kein aktuelles Thema mehr sein.
Aber ich bin davon überzeugt, dass wir die dramatischen, beeindruckenden und verbindenden Stunden in Klein Bademeusel so schnell nicht vergessen werden.
Steffen Berger
Schreibe einen Kommentar
Bitte füllen Sie alle mit * gekennzeichneten Felder aus.