Ein lebendiger Beweis für Solidarität
Artikel vom 11. September 2021
50 Amerikanische Roteichen erinnern in der Gedenkstätte Neuendorf am ehemaligen Tagebau Cottbus/Nord an die Terroranschläge vom 11. September 2001. Zum 20. Jahrestag der Anschläge kamen ursprüngliche Baumpaten und ihre Nachfolger im Schatten der inzwischen fest verwurzelten Eichen zu einer Gedenkveranstaltung zusammen.
Stolz tätschelt Julius Nowotnik seinen Baum mit der Nummer 5. Mit 14 hat er ihn gepflanzt, damals als Mitglied der Jugendfeuerwehr Kolkwitz-Kunersdorf. Inzwischen hat es ihn nach Leipzig verschlagen. So etwa alle 5 Jahre führt es ihn zum Ehrenhain am Ufer des künftigen Ostsees. „Man hat schon jedes Mal so ein melancholisches und leicht beklemmendes Gefühl wenn man herkommt, aber es ist schön, dass es immer noch da ist und mein Baum gut gewachsen ist.“ Damals, als der Ehrenhain 2002 angelegt wurde, war ihm als Jugendlicher die Bedeutung der Anschläge nicht voll bewusst und von den 163 Kindern und Jugendlichen, die heute als Mitglieder der Jugendfeuerwehr die Harken schwingen, Grasbüschel ausreißen und die Baumfassungen neu mulchen war damals noch niemand geboren. „Und genau das macht diese Stätte besonders“ sagt Werner-Siegwart Schippel, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes, bei seiner Ansprache, „Ihr gebt die Erzählungen von Jahrgang zu Jahrgang weiter. Hier lebt das Bewusstsein, dass Feuerwehr eine Familie ist. Die Feuerwehrbrücke steht bis heute.“
Die Feuerwehrbrücke Berlin – New York wurde 2002 ins Leben gerufen. Hinterbliebene der in New York getöteten Feuerwehrangehörigen verbrachten zwei Wochen in Deutschland. Der damalige Landesbrandmeister Jürgen Helmdach und THW Präsident Albrecht Broemme kamen auf die Idee, bei dem Besuch in Brandenburg ein lebendiges Denkmal zu setzten. „Was gibt es Bleibenderes als einen Baum zu pflanzen?“ So Broemme. „Und ich habe großen Respekt vor den angehörigen der Jugendfeuerwehr, dass der Ehrenhain in so einem guten Zustand ist. Eure Vorgänger schwitzten beim Pflanzen in der Sonne, Euch spendet er schon Schatten.“ Gemeinsam legen die Urväter des Hains einen Kranz am Mahnmal zwischen den Bäumen nieder. Eine große Steintafel erzählt die Geschichte des Hains, auf weiteren im Hain versträuten Tafeln stehen die Namen der Baumpaten. „Jeder kann herkommen und sehen, was sein Baum macht.“ Sagt Jürgen Helmdach. „Und die Bäume machen sich prima. Die Jugendfeuerwehr hat Großartiges geleistet.“ Dabei ist es gar nicht mal so trivial amerikanische Roteichen im märkischen Sand wachsen zu lassen. Geburtshilfe leistete der damalige Oberförster Dr. Carl Preußler, als Verantwortlicher in der für die Tagebaue der LAUBAG zuständigen Oberförsterei. Er schlug die Baumsorte vor und suchte den richtigen Standort. In den ersten Jahren übernahm die Oberförsterei die Betreuung und Pflege des kleinen Waldes, bis dieser eigenständig überlebensfähig war. Auch danach erfolgte noch weiter eine Unterstützung bei der Pflege, die dann von den Jugendfeuerwehren des Landkreises
Spree-Neiße übernommen wurde. Als Dank für seine Unterstützung wurde Dr. Preußler mit dem Ehrenzeichen des Kreisfeuerwehrverbandes Spree-Neiße e.V. ausgezeichnet.
Was hier entstanden ist, ist keine Selbstverständlichkeit, so Dr. Markus Grünewald, Staatssekrär im brandenburgischen Innenministerium, „Dieser Ort führt uns vor Augen, mit welchem Mut die Einsatzkräfte vor 20 Jahren gehandelt haben. Diese Schicksale dürfen wir nie vergessen. Und ich hoffe, dass das dank dieser Aktion der Jugendfeuerwehr auch an die nachfolgenden Generationen weitergegeben wird.“
Schön wäre es gewesen, wenn sich zum 20. Jahrestag auch wieder amerikanische Gäste ein Bild vom wachsenden Ehrenhain hätten machen können, doch Corona machte einem großen Festakt einen Strich durch die Rechnung. Dennoch fanden sich viele Ehrengäste aus der ganzen Lausitz und Berlin ein, um gemeinsam eine Gedenkstunde an der Feuerwehrbrücke abzuhalten. Ein würdiger Rahmen, der mit einem Gebet von Notfallseelsorger Pfarrer Peter Sachse abgeschlossen wurde. Zum 25. Jahrestag soll der große Festakt nachgeholt werden. Damit sich dann der Ehrenhain von seiner besten Seite zeigt, dafür werden die Mitglieder der Jugendfeuwehren des Kreises mit ihrer jährlichen Pflegeaktion sorgen.
Sascha Erler
Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit
Schreibe einen Kommentar
Bitte füllen Sie alle mit * gekennzeichneten Felder aus.