"Es kommt darauf an, mit einer Stimme zu sprechen"
Artikel vom 23. Juli 2019
Vor einem Jahr hat Stefan Grothe die Amtsgeschäfte als ehrenamtlicher Kreisbrandmeister von seinem langjährigen Vorgänger Wolfhard Kätzmer übernommen. Unterstützt wird er dabei von seinen Stellvertretern René Bennewitz, Carsten Brudek und Mathias Voigt. Im Interview mit dem KFV schauen wir auf das erste Jahr zurück. Und in die Zukunft.
KFV:
Sechs Jahre Lang warst Du der stellvertretende Kreisbrandmeister, konntest Dich also auf die Amtsübernahme vorbereiten. Gab es trotzdem etwas, was Dich überrascht hat?
Stefan Grothe:
Es ist deutlich mehr Arbeit, als ich mir vorgestellt habe. Mein Vorgänger hat doch viel im Ehrenamt von zu Hause aus erledigt, was ich nicht mitbekommen habe. Als Kreisbrandmeister ist man jetzt eben der erste Ansprechpartner für alle Belange. Und zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit. Wenn die Verwaltung eine Frage hat, ruft sie an, wenn die Wehrführer Fragen haben, rufen sie an. Diese Telefonate hat man früher nicht so mitbekommen. Ich sage mal: Ich habe nur die Spitze des Eisbergs an Aufgaben gesehen. Man kann sich viel mit den Vertretern aufteilen. Doch die Zahl der Einsätze hat deutlich zugenommen, wo wir als Kreisbrandmeisterei vor Ort unterstützen wollen. Damit die Situation bewältigt wird, bevor sie sich zu einer große Lage entwickelt, für die der Landkreis zuständig wird. Es sind schon einige Wald- und Wohnungsbrände, mit denen wir zu tun hatten. Da denke ich natürlich an die zahlreichen Waldbrände, nicht nur in der Lieberoser Heide. Aber auch auch an die Explosion in Guben und mehrere schwere Wohnungsbrände, beispielsweise in Schwarze Pumpe. Da sind wir als Kreisbrandmeisterei mit vor Ort, um dort zu unterstützen. Da fange ich lieber schon an, bevor ich offiziell zuständig bin, sonst komme ich anschließend nicht mehr hinterher.
KFV:
Ihr seid 4 Leute: Der Kreisbrandmeister und seine 3 Stellvertreter. Wie teilt Ihr Euch die Arbeit auf?
Stefan Grothe:
Wir treffen uns regelmäßig zur Beratung und nutzen auch die neuen Medien. Der Landkreis hat uns allen dienstliche Email-Adressen eingerichtet, damit wir den dienstlichen Mailverkehr datenschutzgerecht darüber abwickeln können. So können wir Informationen schnell austauschen, damit wir alle auf dem gleichen Stand sind. Gemeinsam mit dem Kreisfeuerwehrverband versuchen wir immer, alle Informationen gleichmäßig zu streuen, so dass wirklich alle über den gleichen Kenntnisstand verfügen. Dazu zählen die Vorstandsmitglieder beim Verband und meine Stellvertreter. Denn nur wenn alle den gleichen Kenntnisstand haben, können alle mit der gleichen Sprache sprechen. Mein Vorgänger sagte mir, er hat das Gefühl, dass wir uns als Team gefunden haben. Und das wird mir auch immer wieder von meinen Amtskollegen aus den anderen Landkreisen bestätigt. Die sagen: Wenn meine Stellvertreter kommen, sind die genauso gut informiert wie ich. Egal, wer von uns da ist, sie kriegen die fachliche Unterstützung, die sie benötigen.
KFV:
Wenn wir von Unterstützung sprechen: Dein Vorgänger Wolfhard Kätzmer arbeitet nur wenige Türen von Dir entfernt im Kreishaus. Fragst Du da manchmal um Rat?
Stefan Grothe:
Ja, seine Tür steht mir immer offen. Durch die jahrelange Erfahrung hat er natürlich ein umfassendes Hintergrundwissen. Als Sachgebietsleiter vertritt er andererseits auch den Landkreis. Und wenn offene Punkte zu besprechen sind, machen wir das immer im Dreigestirn Verband, Kreisbrandmeister und Sachgebiet. Jeder liest ja z.B. manche Schreiben unterschiedlich. Da setzen wir uns an den Tisch und besprechen es durch, bis es einen Konsens gibt, auf den wir uns einigen können. Dann werden die Stellvertreter informiert und das ist dann die gemeinsame Sprache, die wir sprechen. Einmal im Quartal gibt es eine Arbeitsberatung mit dem Ordnungsdezernenten und der Fachbereichsleiterin, um Informationen auszutauschen und Probleme zu besprechen. Aber die Verwaltung steht eigentlich immer unterstützend zur Seite.
KFV:
Ihr habt Euch also gefunden und eingespielt und auch schon manchen Einsatz absolviert im ersten Jahr. Welche Ziele hast Du Dir für die restliche Amtszeit gesetzt?
Stefan Grothe:
Die Qualität halten, aber auch nach vorne schauen. So dass wir den Brandschutz im Kreis optimal gestalten. Beispielsweise, indem ich versuche, die Kommunen zu unterstützen, damit sie die Fördermittel bekommen, die sie benötigen. Als Kreisbrandmeister muss ich ja die ein oder andere Stellungnahme abgeben zu Fördermittelanträgen. Da wird allerdings nach Priorität geguckt: Nicht wer am lautesten schreit bekommt Unterstützung, sondern der, der sie am dringendsten benötigt. Damit wir wirklich in der Fläche effektiv im Brandschutz aufgestellt sind.
KFV:
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die weitere Arbeit!
Das Gespräch führte Sascha Erler, Fachbereichsleiter Internet/Öffentlichkeitsarbeit.
Hintergrund:
Der 46jährige Stefan Grothe ist seit dem 24.07.2018 ehrenamtlicher Kreisbrandmeister des Spree-Neiße-Kreises. Zuvor war er stellvertretender Kreisbrandmeister und Stadtwehrführer von Drebkau. 1994 wurde er in den Vorstand der Kreisjugendfeuerwehr berufen, war sechs Jahre lang Kreisjugendwart. Zum stellvertretenden Kreisbrandmeister wurden berufen: René Bennewitz von der Freiwilligen Feuerwehr Kolkwitz, Carsten Brudek von der Freiwilligen Feuerwehr Forst (Lausitz) und Mathias Voigt von der Freiwilligen Feuerwehr Neuhausen/Spree. Ihr Amtszeit beträgt 6 Jahre.
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