Mehr Feuerwehrleute trotz Corona
Artikel vom 02. März 2022
Erfreuliche Zahlen bringt die Jahres-Auswertung der Feuerwehren im Landkreis Spree-Neiße: Trotz der Corona-Pandemie und den damit verbundenen schwierigen Ausbildungs- und Einsatzbedingungen, ist die Zahl der Freiwilligen Feuerwehrleuten im Kreis gewachsen.
Auch beim Nachwuchs. Erstmals seit Jahren gibt es mehr als 1.000 Jugendfeuerwehrleute zwischen Forst (Lausitz) und Burg(Spreewald). Zum Ende des Jahres 2021 zählte Kreisbrandmeister Stefan Grothe 3.775 Kameradinnen und Kameraden im Landkreis, gemeinschaftlich in der Einsatzabteilung und der Jugendfeuerwehr- 138 mehr als im Jahr 2020. Und das, obwohl in zahlreichen Ortswehren über viele Monate der Ausbildungsbetrieb nur bedingt oder teilweise auch gar nicht möglich war. Der Kreisbrandmeister freut sich darüber, dass auch in solch schwierigen Zeiten, das Interesse am Ehrenamt nicht verloren gegangen ist. Corona hat sich nicht nur auf die Ausbildung ausgewirkt, sondern ist quasi auch jeden
Einsatz mitgefahren, gibt der Vorstandsvorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes Spree-Neiße e.V. (KFV) Robert Buder zu bedenken: „Egal ob Tragehilfe, Türnotöffnung oder Verkehrsunfall: Die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehren waren bei ihrem ehrenamtlichen Engagement auch immer der Gefahr ausgesetzt, sich mit Corona zu infizieren. Unsere Kameradinnen und Kameraden können sich auch nicht während einer pandemischen Lage in ein Schneckenahaus zurückziehen.“. Unverständlich für Buder ist daher, dass eine Ansteckung im Zuge des Feuerwehreinsatzes mit dem Corona-Virus immer noch nicht als Feuerwehrunfall anerkannt wird. Der KFV hat mit dem Kreisbrandmeister, den örtlichen Kommunen und dem Landkreis empfohlen, in so einem Fall die Verfahrensweise zu einem Feuerwehrunfall anzuwenden. „Den Ehrenamtlichen in der Gefahrenabwehr darf kein Nachteil für ihr unermüdliches Engagement entstehen.“ so Buder. Ein Großteil der Träger wird im Ernstfall der Empfehlung folgen.
Coronabedingte Schließungen von Freiwilligen Feuerwehren sind nicht notwendig gewesen. Wie jedoch in jedem Berufsalltag festzustellen ist, macht eine Pandemie auch nicht vor den Mitgliedern der Feuerwehr halt. Also eigentlich nicht die besten Bedingungen, um neue Mitglieder für die ehrenamtliche Arbeit zu gewinnen. Doch nicht nur die Gesamtzahl der Feuerwehrleute steigt, sondern auch die der aktiven Kräfte, also der Frauen und Männer, die 7 Tage die Woche rund um die Uhr im Ehrenamt für den Brand- und Katastrophenschutz im Kreis sorgen. Ihre Zahl stieg um 32 von 2.671 auf 2.703. Fast die Hälfte der neuen Kräfte sind Frauen.
Die Jugend ist heiß auf Feuerwehr
Das ausgerechnet im Corona-Jahr 2021 das seit Jahren angestrebte Ziel von 1.000 Kindern und Jugendlichen in der Jugendfeuerwehr erreicht wurde, ist recht erstaunlich. Denn die Pandemie hat vor allem die Ausbildung des Nachwuchses teils über Monate lahmgelegt. Viele Jugendwarte organisierten Online-Schulungen oder fanden andere kreative Ideen, um die Jugend bei der Stange zu halten. Eine Mühe, die sich gelohnt hat: 1.072 Mädchen und Jungen engagieren sich in den Jugendfeuerwehren des Kreises, 418 davon sind unter 10 Jahren. Geht man nach der Faustregel, dass etwa ein Drittel davon später den Weg in die aktive Wehr findet, dann ist Kreisjugendfeuerwehrwart Stefan Kothe nicht bange, was die Zukunft der Feuerwehr im Kreis betrifft. Dennoch muss das Ziel aller Beteiligten sowohl den Arbeitgebern vor Ort als auch in den Kommunalstrukturen sein, diese jungen Menschen in der Region zu halten. "Hierfür müssen die beruflichen Perspektiven stimmen. Gut ausgebildetes Personal, das sich ehrenamtlich engagiert, braucht gute Arbeitsbedingungen.“ so Kothe.
Corona-Aufholprogramm in der Ausbildung
In den Sommermonaten des Jahres 2021 wurden nicht geballt nur zahlreiche Jubiläen nachgefeiert, die Feuerwehr nutzte die relativ infektionsarme Zeit auch für ein regelrechtes Aufholprogramm. Über lange Zeit konnte z.B. die Atemschutzübungsstrecke nicht genutzt werden. Hier organisierte der Kreis geradezu geballt Ausbildungen, um die verpflichtenden Übungen aufzuholen, ohne die Atemschutzgeräteträger:innen Gefahr laufen würden, ihre Tauglichkeit zu verlieren. Gemeinsam mit dem Kreisfeuerwehrverband Spree-Neiße e.V. wurden zahlreiche
Kreisausbildungen organisiert. 26 Führungskräfte wurden an der Landesfeuerwehrschule in Eisenhüttenstadt ausgebildet. Gleichzeitig investierten die Kommunen als Träger des Brandschutzes, erfreulicherweise in neue Technik. Gut 2,5 Millionen Euro wurden im Jahr 2021 für neue Fahrzeuge, Löschbrunnen und Gerätehäuser ausgegeben. Denn um die Motivation und Leistungsfähigkeit dauerhaft zu erhalten, braucht es entsprechende Bedingungen, sagt Robert Buder: „Dennoch sind diese finanziellen Ausgaben sicherlich bei weitem nicht genug, gerade auch das Land
Brandenburg ist in der Pflicht, die finanzschwachen Kommunen in der Lausitz in diesem Bereich zu unterstützen.“
1305 mal ging die Sirene
Von gut ausgestatteten und ausgebildeten Feuerwehrleuten profitiert die Sicherheit im Kreis: Denn auch im Jahr 2021 hatten die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren im Kreis jede Menge zu tun: 1.305 mal rückten sie im vergangenen Jahr aus. Dabei hält der Trend an, dass der Name „Feuerwehr“ nicht mehr ganz zutreffend ist: Hinter nur noch einem guten Fünftel der Einsätze (276) steckte tatsächlich ein Feuer, wobei 63 Wohnungsbrände zu verzeichnen waren. Den Löwenanteil macht die Technische Hilfeleistung aus, vom Verkehrsunfall, über
umgefallene Bäume bis zur Tierrettung. In den 941 Einsätzen der Technischen Hilfeleistung konnten 422 Personen gerettet werden, für 37 Personen kam leider jede Hilfe zu spät. Eine ungewollte Tendenz ist weiter zu beobachten. So rückten die Freiwilligen Feuerwehren 149 mal zu Türnotöffnungen aus und leisteten 122 mal Tragehilfe für den Rettungsdienst. Gerade diese Zahlen bereiten den Führungskräften Sorgen, denn nicht jede Tragehilfe ist gerechtfertigt. „Eine Rückverlegung aus dem Krankenhaus kann keine Alarmierung für eine Freiwillige Feuerwehr rechtfertigen. Außer Frage steht, dass die Türnotöffnung sein muss, wenn der Bewohner um Hilfe ruft und sich nicht eigenständig helfen kann. Aber es gibt eine hohe Anzahl an diesen Einsätzen, wo eine Tätigkeit der Feuerwehr entbehrlich gewesen wäre." Festzuhalten bleibt, es konnten alle Schadensereignisse durch die Freiwilligen Feuerwehren erfolgreich bewältigt werden. „Der Erfolg des Feuerwehreinsatzes wird maßgeblich durch die sogenannte Eintreffzeit an der Einsatzstelle sowie der zur Verfügung stehenden Einsatzkräfte und Einsatzmittel bestimmt. Es sind möglichst schnell die richtigen Einsatzmittel und ausreichend gut ausgebildeten Einsatzkräfte an die Einsatzstelle zu bringen.“ pflichtet Kreisbrandmeister Grothe bei. Hierzu werden die Alarm- und Ausrückeordnungen der Kommunen stetig angepasst und den aktuellen Gegebenheiten angepasst. Die Jahresstatistik zeigt: Die Feuerwehr im Kreis ist den Herausforderungen
gewachsen, wobei der Nachwuchs und die Quereinsteiger immer gern gesehen sind, so Robert Buder. „Einfach einsteigen!“ wird auch weiterhin das Motto in den Feuerwehrreihen des Spree-Neiße-Kreises bleiben.
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